Buchbesprechung
Die Reiki-Systeme der Welt / Oliver Klatt

Von Lara Mallien

Was steckt eigentlich hinter dem schillernden Begriff "Reiki"? Warum gibt es so viele Schulen und so viele Meister, und warum sind ihre Überlieferungen teils unterschiedlich? Solche Fragen ergeben sich bei vielen Menschen, die sich für diese sanfte Heilmethode interessieren bzw. sie erlernen möchten. Auch dem Autor dieses Buchs selbst, dem Chefredakteur des "Reiki-Magazins", Oliver Klatt, war bei seiner eigenen Reiki-Einweihung die legendenhafte Form, in der die Geschichte des Reiki meist übermittelt wird, nicht ganz geheuer. Sein Buch ist das Ergebnis seiner Suche nach den Puzzlesteinen der Reiki-Geschichte. Er führte viele Interviews mit heutigen Reiki-Meistern, wertete die gesamte Literatur aus, die sich mit der Entwicklung des "Usui-Systems" befasst, und gibt auch die Inschrift auf dem Gedenkstein des Stifters des Reiki-Systems, Mikao Usui, wieder. Dabei geht es ihm nicht um die Definition der "einzigen Wahrheit" oder einer "reinen Lehre", sondern um das Nachvollziehen des spannenden Prozesses, in dem diese zeitgenössische östliche Lehre den Weg in den Westen gefunden hat. Während aus der direkten Nachfolgeorganisation Mikao Usuis, bedingt durch die soziale Situation in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg, zunehmend ein Geheimbund wurde, entwickelte einer der direkten Schüler Usuis, der Marinearzt Dr. Hayashi, das System selbständig weiter und ließ sich schließlich dazu überreden, auch eine Hawaiianerin japanischer Abstammung als Schülerin aufzunehmen. Dies war die charismatische Hawayo Takata, die schließlich von Hawaii aus Reiki in der ganzen Welt bekannt machte. Auch sie veränderte das System, indem sie die heilerischen Aspekte betonte und die religiösen Elemente des Übungssystems eher in den Hintergrund stellte. Einige ihrer Schüler, die noch heute als Reiki-Meister praktizieren, haben auch bei der Zusammenstellung des vorliegenden Buchs mitgewirkt.
Es sei im Sinn des Stifters Mikao Usui, dass Reiki zu weltweit verbreiteten Formen gefunden hat, meint der Autor, denn Usui habe seine Erkenntnisse gerade nicht als Geheimlehre nur in seiner Familie tradieren, sondern viele Menschen daran teilhaben lassen wollen. Und eine spirituelle Tradition sei nur dann lebendig, wenn Menschen ihre eigenen Erfahrungen dort authentisch einbringen.
In diesem Sinn beschreibt Klatt auch wohlwollend die neueren Formen von Reiki-Weiterentwicklungen wie "Rainbow-Reiki" oder das "Osho-Neo-Reiki" oder "Karuna Reiki". Im Kapitel "Neue Pfade" reflektiert er die Entwicklung, die aufgrund einer missverständlichen Rede der Stammhalterin der Reiki-Tradition nach Takata, ihrer Enkelin Phyllis Furumoto, im Jahr 1988 plötzlich zu einer regelrechten Schwemme von Reiki-Meistern geführt hat. Auch wenn Kritik an "Schnellkursen" zum Erlangen eines Meister-Grads anklingt, geht es Oliver Klatt jedoch auch hier darum, die Gemeinsamkeiten und das kreative Moment in neuen Entwicklungen zu betonen, beispielweise die Kombination von Reiki mit anderen Heilmethoden wie Bachblüten, Aura Soma oder Klang-Therapie. Jedes Kapitel ist mit Übungen der vorgestellten Reiki-Praktiker ergänzt, so dass das Buch auch Neueinsteigern einen lebendigen Einblick in das System ermöglicht. Das "kleine Reiki-Lexikon" am Schluss des Buchs hilft bei der Orientierung.
In einer von Konkurrenz geprägten Welt ist Oliver Klatts Buch ein angenehmes Beispiel, wie Kooperation und gegenseitiges Verständnis unterstützt werden können.

Aus: "KursKontakte", Nr. 140, Aug./Sept. 2005, www.kurskontakte.de

 

Rezension
Die Reiki-Systeme der Welt / Oliver Klatt

Von Frank Doerr

Auch wenn dies sein erstes Reiki-Buch ist, so ist Oliver Klatt kein Unbekannter. Seit 2001 ist er Chefredakteur des Reiki Magazins und schreibt auch für zahlreiche andere Magazine Artikel über Reiki und verwandte Themen.
Dieses Buch ist in meinen Augen ein Ergebnis zweier Prozesse: der Suche des Autors nach seiner persönlichen Integrität im Spannungsfeld zwischen Reiki-Legende und historischen Fakten zum einen. Zum anderen beruht es auf den Informationen der mehrjährigen Serie „Reiki - Stile, Formen, Richtungen und Anwendungsarten“ im Reiki Magazin, die Oliver Klatt maßgeblich mitgestaltet hat, und den Kontakten, die er durch diese Serie zu den Vertretern vieler Stile gefunden hat. Auf dieser Basis hat er die Geschichte des Usui-Systems und aller relevanten, daraus hervorgegangenen Stile recherchiert.
Dabei zeigt sich Oliver Klatt nicht nur als Meister intensiver Forschung und wissenschaftlicher Quellenangaben. Gerade die ersten 80 Seiten des Buches lesen sich richtig spannend: von den Anfängen des Reiki Ryoho über die Schüler Mikao Usuis bis zu Hawayo Takata und ihren direkten Erben. Was das Buch dabei besonders macht, sind die Beiträge von Gastautoren wie Don Alexander, Phyllis Lei Furumoto, Frank Arjava Petter und anderen, die dieses Werk auch um die Qualität eines Arbeitsbuches bereichern. Dies wird vor allem deutlich bei der Vorstellung neuerer Stile, die so durch einen kompetenten Vertreter – wie Walter Lübeck bei Rainbow Reiki oder William Lee Rand für Karuna Reiki – ein wenig erfahrbar werden.
Der vorher bestehende Spannungsbogen fällt allerdings ein wenig ab, was an längeren Zitaten der Stilvertreter liegen mag. Oliver Klatt bleibt bei den Vorstellungen vollkommen neutral. Während manche Leser diese Objektivität gegenüber Stilen, die der Autor nicht selber praktiziert, sicherlich begrüßen werden, würde ich mir hier zuweilen eine etwas kritischere Reflexion gerade hinsichtlich der Schwachstellen oder Nachteile eines Systems wünschen.
Nach einem Kapitel über die von Frank Arjava Petter ausgelöste „Retro-Bewegung“ zum japanischen Reiki stellt der Autor neue Pfade vor. Von dem Selbstverständnis freier Meister geht es zu der Kombination von Reiki mit anderen Heilweisen. Auch hier gibt es Beiträge bekannter AutorInnen wie von Anita Bind-Klinger (Bachblüten, Aura-Soma) oder Ursula Klinger-Omenka (Edelsteine).
In einem weiteren Kapitel geht es unter der Überschrift „Transzendenz“ um das Überschreiten der Grenzen des Usui-Systems durch Channelings oder Buddhismus. Dabei zeigt sich der Autor als aufgeschlossener, freier Geist, der vielen Entwicklungen mit Offenheit und Interesse begegnet. Ich selbst empfinde dabei das wiedergegebene Channeling der „Einheit Dr. Usui“ durch Sabine Fennell eher als einförmig und typisierend, denn als eine wirklich authentische Durchgabe.
Im Anschluss versucht sich Oliver Klatt an einem völlig neuen Weg der Definition des Usui-Systems: Ist das Usui-System eine esoterische Disziplin? Ist das Usui-System eine Religion? Während der Autor die erste Frage bejaht, kommt er bei der zweiten zum Schluss: „Die genannten Hauptmerkmale von Religion treffen nur zu einem gewissen Teil für das Usui-System des Reiki zu. So lässt sich das Usui-System wohl kaum als eine Religion bezeichnen.“ (S. 208)
Der Hauptteil des Buches endet mit einem Exkurs zum Thema Heilung und einem Gleichnis. Doch bietet auch der Anhang einen Mehrwert über Quellenverzeichnis und Anmerkungen hinaus: auf 25 Seiten hat Oliver Klatt von A-Z ein kleines Reiki-Lexikon erstellt, das viele Abkürzungen und in der Reiki-Szene häufig verwendete Begrifflichkeiten kurz und treffsicher erklärt. Ein gelungenes Unterfangen, das sicher noch erweitert werden könnte. Hier taucht dann auch die im Hauptteil nicht erwähnte RAI auf, die meines Erachtens nicht ganz so der Vergessenheit anheim gefallen ist wie vom Autor eingeschätzt. Dafür fehlen leider alle deutschsprachigen Verbände und Organisationen, was sich vielleicht für kommende Auflagen nachholen lässt.
Insgesamt wird dieses Buch seinem Titel mehr als gerecht und stellt in meinen Augen ein Muss für jeden Reiki-Meister und interessierten Anwender dar.

Aus: "Reiki Magazin", Ausgabe 4/05, www.reiki-magazin.de

 

Rezension (Auszug)
Die Reiki-Systeme der Welt / Oliver Klatt

Von Philippa Burden

In seinem Buch „Die Reiki-Systeme der Welt“ hat Oliver Klatt eine sehr sorgfältige Forschungsarbeit über die Geschichte des Reiki und die Bandbreite der heutigen Ausdrucksformen durchgeführt. Ich finde, Olivers Buch hätte leicht einen Untertitel wie „Was du schon immer über Reiki wissen wolltest, dich aber nie zu fragen getraut hast“ tragen können.
Er erzählt davon, wie er die Geschichte des Reiki, wie wir sie in unseren Seminaren erzählen, in Frage gestellt hat, besorgt um das Dilemma, eine Geschichte zu erzählen, die den Fakten widerspricht. Er ist erfrischend ehrlich, wenn er sagt, dass er Änderungen vornahm, dann fand, dass sie sich nicht richtig anfühlten, und er schließlich herausfand, dass einige dieser Änderungen nicht einmal korrekt waren. So kehrte er zu der ursprünglichen Geschichte zurück, und sagt: „Zum ersten Mal fand ich meinen Weg zur innersten Essenz der Geschichte.“
Oliver hat nicht nur tief geforscht, er hat auch mit vielen der Schlüsselpersonen, die andere Wege als den des Usui Shiki Ryoho beschritten haben, persönliche Erfahrungen gesammelt und Zeit verbacht, wie mit Don Alexander, Walter Lübeck und Frank Arjava Petter. Oliver selbst, der von Paul Mitchell zum Reiki-Meister eingeweiht wurde, macht seine eigene Einstellung einer ehrvollen, respektvollen Haltung gegenüber dem Usui-System sehr deutlich. Diese Haltung scheint es ihm zu erlauben, die Dinge sorgfältig und unvoreingenommen zu erforschen.
„Die Reiki-Systeme der Welt“ ist ein nützliches Handbuch für den Reiki-Meister, der Antworten auf die oft verwirrenden Fragen und verlässliche und fundierte Informationen sucht.

aus: Reiki Alliance Newsletter, November 2006, www.reikialliance.com (Reiki Alliance), www.reiki-southeast.co.uk (Philippa Burden)